Anmerkungen zum Lockdown während der Corona-Pandemie

Schmetterling

„Eine Kinderseele klingt das nicht einfach aus!“

Die Corona-Pandemie verändert das Leben unserer Kinder und Jugendlichen wie eine Welle, die sie vor sich herschieben. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in den Kliniken und ambulanten Praxen – teils mit langen Wartelisten – aufgenommen wurden, dokumentieren dies.

Kinder hatten während der Lockdowns Regenbogen gemalt und ans Fenster gehängt, um mitzuteilen: „Hier wohnt auch ein Kind, das zu Hause bleiben muss.“ Wir erinnern uns noch genau an viele Zäune rund um die Kindertagesstätten. Die Kinder hatten für ihre Freund*innen Bilder gemalt und diese dort aufgehängt, einige mit der Aufschrift „Es wird alles gut“.

Kindertagesstätte, Schulen und Freizeitangebote fielen aus, vielen Kindern und Jugendlichen fehlte die Struktur. Sie konnten ihre Freunde nicht treffen. Sie fragten sich: „Sind das noch meine Freunde/Freundinnen nach Corona?“

Viele wurden zu Hause vernachlässigt. Häusliche Gewalt nahm zu. Zwangsstörungen wie Angst vor der Zukunft, Isolation, Verlust, Depressionen, familiäre Spannungen, Gereiztheit, Einschlafprobleme, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, Selbstverletzungen (Ritzen) führten zu einer erheblichen Steigerung des Versorgungsbedarfs.

Studien des Robert Koch-Instituts verweisen auf die signifikante Zunahme von psychischen Störungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die unter schwierigen psychosozialen Verhältnissen leben.

Die „Copsy-Studie“ der Universität Hamburg-Eppendorf (befragt wurden Kinder und Jugendliche von 7-17 Jahren und deren Eltern) belegt, dass während der ersten Welle des Lockdowns (03/2020-06/2020) das Risiko psychischer Auffälligkeiten von 18% auf 31% stieg. Zwei Drittel der Befragten (ein Drittel mehr als vor der Krise) sorgten sich um ihre defizitäre Lebensqualität. Die Lebensqualität der Mädchen war stärker beeinträchtigt als die der Jungen. Die dritte Welle (03/2021-06/2021) führte zu einem leichten Abfall psychischer Auffälligkeiten. 

Auch Eltern waren in großem Maße belastet, insofern sie etwa in beengten Räumlichkeiten wohnten. Viele mussten die Kinderbetreuung neu organisieren, Homeschooling überforderte sie. Vor allem Mütter und Eltern jüngerer Kinder fühlten sich stark belastet.

Hinzu kam die finanzielle Unsicherheit. Die Kinder/Jugendlichen spürten die Existenznöte ihrer Eltern, deren Angst vor sozialem Abstieg.  Diese Familien waren oft völlig auf sich allein gestellt. Ein Ventil für diesen Druck fehlte all zu oft.

Folge der Vernachlässigung waren u.a. auch der retardierende Tag-Nacht-Rhythmus. Die Kinder/Jugendlichen konnten sich nicht alterstypisch entwickeln. Der psychologische Reifungsprozess stagnierte. Dies wurde noch gefördert durch die Priorisierung der Nutzung von Sozial-Media- Plattformen, vier und mehr h/d.

Der Ruf nach Hilfe von außen wurde immer stärker. Kinder/Jugendliche, die bereits vor der Pandemie psychisch belastet oder familiären Konflikten (z.B. Trennung der Eltern) ausgesetzt waren, zogen sich mehr und mehr zurück, fühlten sich mut- und perspektivlos.

Covid 19 ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Folgen der Pandemie verschwinden nicht von heute auf morgen.

Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen zu signalisieren, man verstehe sie, ihre Gefühle seien berechtigt. Es sei normal, unter diesen Bedingungen genervt zu sein. Ganz wichtig ist es, dass sie wissen, Mutter und Vater hören zu.

Kinder und Jugendliche brauchen Kontaktpersonen. Dann haben sie die Möglichkeit, sich zu öffnen. Das ist die Voraussetzung, um Vertrauen aufzubauen.

Wir müssen anerkennen, dass unsere Kinder und Jugendlichen viel geleistet haben. Mehr als 80% haben die Corona-Regeln eingehalten, um die Älteren zu schützen! Sie haben gelernt, Krisen zu meistern.

Wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen Feedback geben, dass wir dankbar sind, dass sie so lange auf Vieles verzichtet haben!